Paartherapie

Wenn man sich die Ursache aller Streitigkeiten ansieht, geht es immer um das Gleiche. Ob es die berühmte Zahnpastatube ist, oder der Streit um das Urlaubsziel: hinter den gesprochenen Worten steht immer das unausgesprochene "Gib mir Anerkennung, nein, gib Du mir Anerkennung, nein Du." Jeder will die Anerkennung, die Liebe des anderen - weil da ein Defizit ist. Und das kommt zumeist aus der Ursprungsfamilie. Man erwartet vom Partner das, was man von den Eltern vermeintlich nicht bekommen hat. Dieses Defizit soll mit dem - und durch den - Partner ausgeglichen werden.

 

Doch "Liebe deinen Nächsten wie Dich selbst" beginnt bei jedem selbst. Hat jemand zu wenig Selbstliebe, wünscht er sich die Liebe immer von anderen. Am Anfang einer Beziehung mag das auch noch funktionieren, aber nach Jahren der Beziehung geht dieses Gefühl, geliebt zu werden, oft verloren. Es wird das Heil in einer neuen Partnerschaft gesucht - wenn auch oft mit dem gleichen Typen Mensch. Und das Spiel beginnt von Neuem... bis erneut erkannt wird, dass das Ursprungsproblem der Mangel an Selbstliebe ist. Eine gute Beziehung braucht jedoch zwei stabile Menschen, die nicht erwarten, dass der jeweilige Partner die Defizite ausgleicht, sondern die Verantwortung für sich und ihre Gefühle übernehmen.

 

Wenn mich Paare zu einer Therapie aufsuchen, wollen viele von ihnen gar keine Therapie, sondern einen Richter, der den Schuldigen an den Pranger stellt. Ich habe selten die Erfahrung gemacht, dass beide Partner hinter der Therapie stehen - meist kommt einer nur um des lieben Friedens willen mit.

Gerne benutze ich hier das Bild von der Bierbank: anfangs sitzt das frisch verliebte Paar eng zusammen in der Mitte. Durch Streitigkeiten, Missverständnisse oder emotionale Altlasten rücken beide mehr und mehr auseinander. Steht am Ende einer von der Bank auf, kippt der andere nach unten. Dauerhafte Probleme in Paarbeziehungen entstehen meist dadurch, dass einer der Partner sich verändern will - und der andere nicht. Mein Ziel ist es, hier wieder ein Miteinander statt ein Gegeneinander zu schaffen.

 

In die erste Sitzung lade ich daher beide Partner ein, um ein Gefühl für die Basis der Beziehung zu bekommen. Danach arbeite ich mit den Parteien in getrennten Sitzungen. Mein Hauptaugenmerk ist dabei nicht die Beziehung an sich, sondern die individuelle Stärkung beider Partner. Am Ende der Therapie schwenkt der Fokus dann zurück auf die Entwicklung der Beziehung. Wenn beide Partner beide bereit sind, sich zu verändern und wieder unvoreingenommen aufeinander zuzugehen, verbessert diese "zweigeteilte"  Herangehensweise die Beziehung quasi von selbst. Und manchmal ist es besser getrennte Wege zu gehen, ohne Schuldzuweisung.